Dienstag, 11. Oktober 2011

Rezension - Beste Beziehungen - Gustav Ernst


  • Gebundene Ausgabe: 211 Seiten
  • Verlag: Haymon Verlag; Auflage: 1 (28. Januar 2011)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3852186773
Kurzbeschreibung 
Lisa und Franz haben zwei nette kleine Kinder und arbeiten auf das gemeinsame Haus hin, deshalb soll Franz sich gefälligst um seine Beförderung bemühen, wie Lisa findet; Jack ist Büroleiter des Wirtschaftsministers und mitten im Wahlkampf, sieht seine Frau selten und seine Affäre gelegentlich; dass Hanno mit Exfrau Sabine und seiner neuen Freundin unter einem Dach wohnt, findet er in Ordnung, aber nur er; und Stöger, der pflichtbewusste Deutschlehrer, will seiner Nichte Pia eigentlich nur Nachhilfe geben
Ungefiltert und ungeschönt lässt Gustav Ernst in seinem neuen Roman seine Figuren sprechen. In ihren bestechend authentischen Dialogen schwelt die Abneigung, keimt leise Aggression auf, stumpfen Gefühle allmählich ab und die Moral verfällt. Und dann kommt der Punkt, an dem alles eskaliert. Ernst erweist sich in Beste Beziehungen als unbarmherziger Autor, der dort weiterspricht, wo andere längst schweigen und er ist dabei glaubwürdiger, als einem lieb ist.

Das Cover:
Auf dem Schutzumschlag sieht man zwei Männerprofile, die sich gegenüber stehen.

Meine Meinung:
Der Autor schreibt wirklich dort weiter, wo andere lieber schweigen (siehe Zitat auf der Rückseite des Buches „Grausamer als die Literatur ist nur die Wirklichkeit – Gustav Ernst erzählt weiter, wo andere längst schweigen“).
In diesem Buch geht es u. a. um ein Ehepaar „Lisa und Franz“, Lisa gängelt Franz wann immer es geht und Franz steht deshalb immer unter enormen Druck. Am Ende rächt sich genau dieses Verhalten in schlimmer Art und Weise. Dann gibt es da noch Jack (Büroleiter im Wirtschaftsministerium), der seine Frau ständig mit einer Ministerin betrügt, Hanno und Sabine wohnen zusammen, aber Hannos neue Freundin Franziska ist bereits mit in die Wohnung gezogen. Deutschlehrer Stöger hat eine Vorliebe für kleine Mädchen….
Ich war schon auf den ersten Seiten total schockiert und hab überlegt, ob ich das Buch überhaupt weiter lesen möchte. Aber die Neugier war schliesslich doch stärker. Am schlimmsten war für mich die Geschichte mit dem Deutschlehrer Stöger und seiner 7-jährigen Nichte. Mir will auch nicht in den Kopf gehen, warum seine Frau nichts unternommen hat, wie kann man nur so blind sein? Meine Tochter Selina ist genauso alt und wenn ich mir vorstellen, sie würde an so einen Menschen geraten wird mir immer noch ganz schlecht.
Gustav Ernst erzählt als neutraler Beobachter die Geschichten dieser Menschen und das unter anderem sehr detailgenau. Für meinen Geschmack war es wirklich teilweise sehr heftig zu lesen.
Abgeteilt sind die einzelnen Geschichten nur mit Abschnitten, was mich persönlich ein wenig gestört hat. Auch die Sprunghaftigkeit der einzelnen Szenen fand ich sehr verwirrend. 
Gefallen hat mir das Buch trotz allem gut, denn es ist auch mal interessant zu erfahren, wie es auf der anderen Seite der Grenze aussieht.

Fazit:
Ich denke, dies ist kein Buch für jeden. Man sollte sich gut überlegen, ob das Buch für einen geeignet ist oder nicht. Denn hier wird wirklich schonungslos da weiter erzählt wo andere lieber abbrechen….und schweigen.

Der Autor:
Gusav Ernst, geboren 1944 in Wien, lebt als Schriftsteller und Drehbuchautor ebendort. Studium der Philosophie, Geschichte und Germanistik. Seit 1997 Herausgeber der Literaturzeitschrift kolik (gem. mit Karin Fleischanderl). U.a. erschienen die Romane Die Frau des Kanzlers (2002)und Grado, Süße Nacht 2004)


Vielen herzlichen Dank an Frau Oberdanner vom Haymon Verlag und Claudia von Claudias Bücherregal für dieses Rezensionsexemplar




1 Kommentar:

  1. Tolle Rezi und schöner Blog, bin gleich mal Leser geworden .. Vllt guckst du auch bei mir vorbei, bin neu und regelmäßige Leser sind immer willkommen ^^ www.un-bon-livre.blogspot.com

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